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Hat mein Tier Schmerzen?

Teil 1 – Was ist Schmerz und kann mein Tier das auch haben?

Schmerz – ein jeden in seinem Leben quälendes lästiges Übel, ein eher menschlich-psychisches Thema oder steckt doch mehr dahinter…..?

Neulich sprach ich mit einer Kundin, die ihren Hund kurz zuvor mit starker Schmerzsymptomatik bei akutem Bandscheibenvorfall in die Tierklinik gebracht hatte. Erstaunt erzählte sie, dass dort gar nicht lange gefackelt wurde, sondern der Hund direkt an einen Schmerztropf gehängt wurde, um ihm die Lage schnellstmöglich erträglicher zu machen.

Von einer anderen Dame erfuhr ich, dass ihr Hund nach Bauch-OP vom Tierarzt keine Schmerzmittel erhalten sollte, weil „das ja alles beim Hund nicht so schlimm sei mit den Schmerzen“ – auch sie war sehr erstaunt, wenn auch aus anderen Gründen.

Die Pferdebesitzer kennen das in vergleichbarer Weise. Je nachdem mit wem man spricht oder wer behandelt wird den Tieren ein verringertes Schmerzempfinden im Vergleich zu uns unterstellt – oder halt auch nicht….

Wie ist das denn nun mit dem Schmerz? Sind unsere Tiere alle „Indianer“, die keinen Schmerz kennen?

Schmerz Schmerz – jeder kennt es irgendwie, mal kurzfristig auftretend, schneidend, ziehend, stechend, mal dumpf, lang anhaltend … Bis „unerträglich“ lässt sich die Skala beliebig ausdehnen – auch zeitlich gibt es zwischen „sehr kurz“ und „chronisch begleitend“ im Prinzip alles.

Auch wenn es die meisten, die es trifft oft quält - hat Schmerz physiologisch betrachtet durchaus seinen Sinn und ist hilfreiches Instrument unseres Körpers.

Schmerzen sind in erster Linie Signale unseres Körpers, die uns zeigen „Hier, im schmerzenden Bereich stimmt etwas nicht“. Sie ziehen unweigerlich unsere Aufmerksamkeit dahin wo etwas im Körper nicht „normal“ funktioniert – egal ob Mückenstich oder gebrochenes Handgelenk. Gleichzeitig zwingt uns Schmerz dazu, die betroffenen Strukturen zu entlasten und eine weitere Verletzung dadurch ggf. sogar zu vermeiden (z.B. wenn man umgeknickt ist).

Schön erkennbar was abläuft, wird das intelligente Zusammenspiel des Körpers wie ich finde an folgendem Beispiel:
Man tritt fehl und knickt mit einem Fuß um. Schlagartig einschießender Schmerz der überdehnten Strukturen zwingt uns sofort runter zu schalten, das Bein zu entlasten – eine Sofortmaßnahme die wirkt!

Die nachfolgende Schwellung stabilisiert das betroffene Gelenk, verhindert so eine übermäßige Bewegung und stellt rasch ruhig. Jetzt kann der Schaden vom Körper begutachtet werden & die Reparatur beginnen ……
Ein ausklügeltes System „made by nature“. Seit Jahrtausenden bewährt und universell – und nicht auf uns Menschen angepasst. Warum sollte ein gutes Produkt auf eine Spezies beschränkt sein?

Ich kenne mich mit anderen Arten nicht so sehr gut aus, aber bei den Säugetieren (vielleicht sogar Wirbeltieren?) bin ich mir sicher: Das Konzept „Schmerz“ läuft dort genauso wie bei uns! Mit den gleichen Mechanismen und – da bin ich sicher – auch mit den gleichen Empfindungen.

Pferd - Herden- & Beutetier Der einzige Unterschied ist, dass die meisten Tiere es sich nicht leisten können mehr Schmerz zu zeigen als sich gerade nicht vermeiden lässt. Die gilt in besonderem Maße für die ursprünglichen Beutetiere, zu denen ja auch das Pferd zählt.

Hunde - Rudel-Rangordnung Wer zu schwach wirkt, könnte der Gruppe schaden, zieht die Aufmerksamkeit von Raubtieren auf sich und riskiert allein zurückgelassen zu werden – fatal für ein geschwächtes Herdentier!

Aber auch im Hunderudel herrscht nicht nur eitel Sonnenschein.
Die stärkeren haben im sozialen Miteinander die grundsätzlich besseren Karten – und wer schwächelt steigt in der Rangordnung ab.
Also versuchen auch die meisten Hunde, Schmerzen möglichst nicht von außen sichtbar werden zu lassen und kämpfen tapfer wie die Indianer….

Demnächst:

Im zweiten Teil meines Beitrags erzähle ich Dir, in welchen Facetten mir Schmerz und Schmerzerfahrungen bei tierischen Patienten und ihren Haltern in meiner tierphysiotherapeutischen Praxis begegnet sind.
Und wie Du die typischen Schmerzsymptome von Hund und Pferd erkennst und so Deinem Tier schneller helfen kannst.

About the Author
Schön dass Du hier bist! Mit meiner Arbeit möchte ich dazu beitragen, dass es Deinem Tier - und damit in gewisser Weise auch Dir - gut geht.

Dazu gehört neben einem Therapeutischen Angebot für Dein Tier speziell auch ein ansprechender Wissens-Input für Dich. Denn Wissen ist nach meiner Auffassung ein wichtiger Baustein, damit Dein Tier möglichst gesund bleibt und es ihm gut geht!
In meiner Rubrik "Tierisch Wissenswert" findest Du daher in loser Folge spannende, interessante oder auch zum Nachdenken anregende Beiträge rund um die Tiergesundheit!

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